Komplexlager 23
Hirschfeld
Dieser Bericht stammt aus der Homepage www.hidden-places.de

27.09.2005, 14:46
KL23 Hirschfeld:
Ich kratze mal meine Erinnerungen aus den Jahren 1986 bis 1988 zusammen. Bitte nicht jedes Detail auf die Goldwaage legen.
Das Komplexlager 23 Hirschfeld, gelegen direkt an der Autobahn 72 wenige Kilometer südwestlich von Zwickau
zwischen den Orten
Irfersgrün und Hirschfeld, gehörte zum MB3 – Leipzig und wurde zu meiner Zeit personell durch
das AZ-10 (Unteroffiziersschule IV „Paul Fröhlich“) in Schneeberg personalmäßig unterstützt.
Neben einer kleinen Stammbelegung wurden das Bewachungspersonal und das Personal für die Fahrzeug- und
Lagerhallen aus der U-Schule jeweils tageweise aber auch längerfristig für mehrere Wochen bis zu mehreren Monaten
abkommandiert. Der Dienst für das Stammpersonal war nicht schwer, die Grußpflicht äußerst locker, eine Kommandierung
ins KL gerne angenommen.
Das Objekt wurde komplett durch eine HSA gesichert. Die Länge des HSA-Zaunes war beträchtlich, da die HSA um beide Objektteile,
U-Zone und Parkzone, herumgezogen war. Ein Wachoffizier erläuterte mir einmal die Steuerungsvorrichtung der HSA, die zuvor
gegen eine neue ausgetauscht worden war. Demnach konnte die Anlage segmentweise betrieben werden, die Funkenstrecke soll bei
bis zu 30 cm bei hoher Luftfeuchtigkeit/Regen gelegen haben. Jeden Morgen war Wild aus den Zäunen zu holen.
Die Segementabschaltung erfolgte bei Auslösen der HSA erst dann, wenn durch einen Posten das Auslösevorkommnis
geklärt und gemeldet wurde.
Befahren wurde das Objekt aus Richtung Voigtsgrün von der Fernverkehrsstraße her. Die direkte Zufahrtsstraße war aber nicht
befestigt, im Sommer bildeten sich gewaltige Staubwolken hinter den LKW. Im Objekt selber die üblichen Betonstraßen.
Das Objekt konnte durch ein KDL nach Angabe der taktischen Nummer als Ziel befahren werden.
Die oben abgebildete Karte stellt nicht den wirklichen Bebauungszustand dar, ich erkläre deshalb hier anhand der,
leider nicht hoch aufgelösten, Sat-Karte von Google-Earth aus der Zeit um das Jahr 2000 herum. Aus urheberrechtlichen
Gründen möchte ich diesen Kartenausschnitt hier aber nicht veröffentlichen.
Der in der Karte sichtbare obere Bereich diente als U-Zone des Stamms. Hier befanden sich die U-Gebäude, Heizhaus,
MHO und das Verwaltungs- und Stabsgebäude. Die Unterbringung der dauerhaft abkommandierten Hilfskräfte erfolgte
auch hier in der U-Zone, allerdings sommers wie winters nicht in festen Gebäuden, die reichten gerade für den Stamm,
sondern in provisorischen Baracken und in Zelten mit festem Fußbodenunterbau und Kanonenofen. Im Winter mit üblichen
Schneehöhen von 1m und Temperaturen weit unter dem Nullpunkt war das kein Vergnügen. Mit dem Gesicht zum
Ofen schwitzen, mit dem Hintern zur Zeltwand frieren...
Die Hauptstraße führte vorbei an der Waschanlage in Richtung unterer Bereich, der Parkzone (Aufbewahrungs- und Lagerzone).
Vor dem Zutritt musste ein weiteres KDL passiert werden. Hier hatte man sich in eine Liste bei Betreten ein- und bei Verlassen
wieder auszutragen, denn in der gesamten Parkzone galt nach Dienstschluß Sicherheitsbefehl (Postenbereich), d.h. bei Antreffen
Anruf durch Posten und Festnahme. Links befinden sich untereinander 4 kleinere Hallen, die oberste Halle müsste die Batterieladestation
gewesen sein. Hier wurden alle Batterien der abgestellten Fahrzeuge zentral aufbewahrt und erhaltend geladen.
Was sich in den 3 weiteren Hallen befand, ist mir nicht bekannt.
Nun zu den in der Mitte sichtbaren 3 Hallen (mir erinnerlich sind hier jedoch 4 Hallen). Hier wurde in ca. 200m langen
geschlossenen Hallen alles erdenkliche an fabrikneuer und ausgemusterter Militärtechnik gelagert. PKW, LKW, Panzer,
Schwimmpanzer, SPW, Geschosswerfer, Geschütze aller Bauarten und Kaliber, Raketen etc. Als ich dort einen T34/85
und ein mit genieteter Lafette ausgestattetes sowj. Geschütz Bj. 1942 vorfand und gleich daneben LKW G5 und fabrikneue W50,
Tatra und Ural schwante mir, was hier so alles auf seine Wiederverwendung wartet. LKW und Panzer waren in 3 Reihen
hintereinander aufgestellt, die Panzer durch gekreuzte Trossen miteinander verbunden um sie im Notfall schnell aus den Hallen
ziehen zu können.
Interessant ist, daß die Fahrzeuge größtenteils inklusive Bewaffnung und Munition abgestellt waren, deshalb auch die HSA
und der Postenbereich. Jedes Fahrzeug trug eine Tafel, auf der mit Kreide alle relevanten Daten wie z.B. Tag der Abstellung
zur LFA (längerfristige Aufbewahrung), Termine für Reifen- und Betriebsmittelwechsel, Zeitpunkt für nächsten Motorstart etc.
vermerkt waren. Die LKW waren komplett mit z.B. BA (Bewaffnung und Ausrüstung) beladen. Die Reifen wurden entlastet,
indem alle LKW auf Böcke gestellt wurden. Im E-Fall sollten die LKW nur mit Batterien bestückt, angelassen, von den Böcken
gefahren werden und sofort voll einsatzbereit sein. Das das keine Theorie war wurde zur Mob.1987 vorgeführt. Nach Ende
der Mob. wurden dann einige Monate gebraucht, die Technik wieder zu warten und erneut in die LFA einzustellen.
Die 4 kleinen Gebäude ganz rechts waren nochmals durch einen Zaun vom Rest der Parkzone getrennt. Hier befand sich
auch ein Löschteich, mindestens ein weiterer in Richtung Autobahn. Hier sollen sich noch Munitionslager befunden haben.
Da sich im AZ10 auch eine Einheit mit taktischen Raketen befand ist anzunehmen, das im KL auch Reservetechnik
(MAS/ZIL-Träger, Raketen) gelagert wurden.
Was nicht in die Hallen passte oder ausgemustert war, wurde auf Freiflächen (teils getarnt) gelagert.
Eine weitere Besonderheit des KL-23 bestand darin, das das Objekt über eine eigene Autobahnausfahrt verfügte.
In der Sat-Aufnahme sind Reste davon zu erkennen. Über diese Ausfahrt sollten die mit BA und Fahrzeugen versehenen
Reserveeinheiten schnell die ihnen befohlenen Ziele erreichen.
Ob das Objekt über einen eigenen Gleisanschluß verfügte ist mir nicht bekannt, obwohl die Bahnlinie nach Zwickau direkt
am Objekt vorbeiführt. Bahntransporte gingen üblicherweise außerhalb des Objektes vom Bahnhof Voigtsgrün ab.
Die südliche Ausfahrt zur Straße nach Hauptmannsgrün läuft durch ein Wald- und Wiesengelände. Hier befand sich zur Mob.
üblicherweise das Ankunftslager für die Resis. Diese durchliefen das KL, bemannten die Fahrzeuge und verließen das KL
als voll ausgerüstete Truppe. Kleine Zwischenfälle zur Mob. waren üblich. (verloren gegangene BA, verschwundene Resis,
 handgreifliche Beschwerden gegen E-Ration und Wasserknappheit)
Im gesamten Objekt sind mir keine Bunker oder SBW aufgefallen, was nicht heißen muß, das es keine gegeben hat.
Der Keller des Stabsgebäudes war mit Sicherheit schutztechnich ausgebaut und einige Kleinbunker (z.B. FB3) dürfte
es wie überall üblich auch hier gegeben haben. Die mir bekannten Hallen waren nicht unterkellert.
In diesem KL haben sich Millionen- oder sogar Milliardenwerte befunden, die sicherlich irgendwo spurlos verschwunden
sind. Falls ich mich bei einigen Aussagen geirrt haben sollte, bitte ich um Nachsicht und Korrektur sowie Ergänzung.

Der Schneeberger